Berlinale-Gewinnerfilm: Auf einem Auge blind

Foto: Richard Hübner / Berlinale 2016
Foto: Richard Hübner / Berlinale 2016

Das Lampedusa-Dokudrama ‚Fuocoammare‘ (Feuer auf See) ist der beste Film der diesjährigen Berlinale: Die internationale Jury unter dem Vorsitz von Meryl Streep hat den Film des italienischen Regisseurs Gianfranco Rosi (im Bild bei  der Preisverleihung) vergangenes Wochenende mit dem goldenen Bären ausgezeichnet.

Warum wir hier auf dem Blog von H.I.T. darüber berichten? Weil einer der Protagonisten des Films, der 12-jährige Samuele, unter Amplyopie leidet. In einer Szene verordnet der Arzt der Insel dem Jungen ein Augenpflaster, um das träge Auge, das ‚lazy eye‘, zu trainieren. Viele Rezensenten sahen in dem Jungen, der auf einem Auge fast blind ist, auch eine Metapher auf Europa in der Flüchtlingskrise.

Die kleine Mittelmeerinsel Lampedusa gehört zu Italien, liegt aber näher an Afrika als an Europa. Seit Jahren ist sie das Ziel von Flüchtlingen auf der Suche nach Frieden, Freiheit und Glück. Manchmal werden sie nur noch tot aus dem Wasser geborgen. Diesen Ort, wo Hoffnung und Verzweiflung so eng beieinander liegen, hat Rosi ein Jahr lang mit der Kamera dokumentiert. Auf der einen Seite der kleine Samuele, der Vögel jagt, Meeresfrüchte-Pasta mag und Hausaufgaben hasst. Auf der anderen Seite dehydrierte Männer, Frauen und Kinder, die sich mit letzter Kraft an Land schleppen. Verbindendes Glied der beiden Erzählstränge ist der Arzt der Insel, der die Einwohner versorgt und sich um die ankommenden Flüchtlinge kümmert. Bei vielen von ihnen kann er nur noch den Tod feststellen.

Es ist ein Film mit starken, erschütternden und aufrüttelnden Bildern. Als Rosi den Goldenen Bären im Berlinale-Palast annahm, widmete er ihn den Menschen, die es nie geschafft haben, „die Insel zu erreichen.“

Wir sagen: Anschauen!

 

 

 

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