H.I.T. in Myanmar – Teil 6: Impressionen aus drei Schulen
Von Thomas Kosinski
Zwei Drittel der Projektzeit ist vorbei und wir haben inzwischen über 800 Kinder untersucht. Nach der Phaung Daw Oo-School, unserer Homebase sozusagen, und den Schulen in Mingun drei weitere Klosterschulen in und um Mandalay. Einerseits gleichen sich unsere Aufgaben dort– und zugleich unterscheiden sich unsere Erlebnisse vor Ort, weil jede Schule ihr eigenes Gesicht hat.
Zunächst waren wir zwei Wochen in der Own Shit Kone Monastic Primary School. Sie liegt im Westen Mandalays, direkt am Fluss Irrawaddy. Wir starten an einem Montagmorgen. Zunächst stehen sämtliche Kinder auf dem Schulhof und singen – eines lauter als das andere. Der Schulhof, auf dem wir anschließend unsere Untersuchungen beginnen, ist umringt von den Klassenräumen. Unablässig dringt lernendes Gemurmel über den Platz und untermalt unsere Untersuchungen.
Zwei Lehrerinnen der Schule kümmern sich darum, dass stets genügend Kinder den Nah- und Ferntest beobachten können. So erleben sie, dass unsere Augenscreenings nichts Bedrohliches an sich haben. Für die Messung mit dem Autorefraktor geht es in den einzigen dunklen Raum in der Nähe: den Wohn- und Schlafbereich des Principals, des leitenden Mönches. Er quittiert dies vergnügt mit einem gütigen Lächeln.
Mittagessen um Punkt 12
Die Yay Htwet Masoeyein School liegt genau auf der anderen Seite von Mandalay, im Osten der Stadt direkt am Fuße der Berge. Eine Fahrt, die zunächst ins Nichts zu führen scheint, endet vor einem modernen, hellen Schulgebäude für knapp 600 Kinder – die in Myanmar übrigens Students genannt werden. Mittags gibt es für alle Kinder ein gemeinsames Mittagessen. Punkt zwölf Uhr ertönte die Schulglocke und alle Kinder strömen zur Essenausgabe. In langen Schlangen reihen sie sich vor den großen Töpfen und Trögen auf, anschließend essen sie gemeinsam in einer großen Freilufthalle. Viele Schüler kommen nicht aus der unmittelbaren Umgebung, sondern leben in der Schule: Waisenkinder und Kinder aus entfernteren Regionen, die in der Klosterschule leben, um den Unruhen in den heimischen Dörfern zu entgehen.
Bereits weit außerhalb im Südosten der Stadt liegt die Ohn Chaw Monastic School, nicht weit von der Bahnlinie nach Lashio entfernt, an deren Verlauf die besonders arme Bevölkerung wohnt. Auch hier werden die Kinder mittags mit Essen aus der großen Gemeinschaftsküche versorgt. Auf dem weit verzweigten Schulgelände finden wir unseren Platz etwas am Rande, ideal gelegen mit einem kleinen Gebäude für die Autorefraktoraufnahmen. Als wir am ersten Tag die ersten Kinder erwarten, schlängeln sich rund hundert Jungen und Mädchen in einer langen Reihe auf uns zu. So großen Andrang können wir natürlich nicht verkraften, da jede Untersuchung mindestens zehn Minuten dauert. Doch das Missverständnis ist schnell geklärt.
Gekickt wird überall
Hauptattraktion der Schule ist indes der Fußballplatz. Er liegt direkt neben dem Schulgelände in einer Senke – und ist leider auch direkt von einer Müllkippe umgeben. Doch Fußball bedeutet auch in Myanmar (fast) alles. Wo immer ein freier Platz ist, wird gespielt. Und am letzten Tag unserer Untersuchungen findet sogar ein Fußballspiel der Mädchen statt –in farbenprächtigen Trikots. So ambitioniert haben wir Fußball hier noch nirgends erlebt.
Alle Fotos: Thomas Kosinski
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