Wie es nach dem Augenscreening weitergeht
Die Ergebnisse der Sehschärfe-Tests mailen die Segler der Blue Planet Odyssey an die H.I.T. Stiftung in Hamburg zurück. Dort werden die Daten ausgewertet – neben Stiftungsgründer Dr. Peter Kaupke ist dafür die Orthoptistin Elke van Alen zuständig, Wie geht das und was macht eine Orthoptistin eigentlich genau? Wir haben bei Frau van Alen nachgefragt:
„Ich schaue mir zuerst das Testergebnis des Lea-Tests an. Das ist ein Test zur Ermittlung der Sehschärfe, bei dem die Kinder verschiedene Symbole erkennen sollen, die immer kleiner werden. Die Symbole sind international genormt. Wenn das Symbol nicht mehr richtig erkannt wird, ist die Grenze der Sehschärfe erreicht. Die entsprechende Zahlenangabe notieren die Segler auf dem Auswertungsbogen.
Sehschärfe von 125 Prozent: Besser als der Durchschnitt
Dabei handelt es sich um eine internationale Maßeinheit, die auch für die Auswertung in Studien gebraucht wird. Die muss ich erst einmal in die bei uns gebräuchliche Metrik übersetzen. Ein Beispiel: Der Logmar Wert von -0,1 auf einem Auge bedeutet eine Sehschärfe von 1,25 oder verständlicher 125 Prozent. Das Kind sieht auf diesem Auge besser als der Durchschnitt. Auch das kommt häufiger vor. Weichen die Werte des LEA-Sehschärfetests vom Normbereich ab, hat das Kind also beispielsweise nur eine Sehschärfe von 0,4 – also 40 Prozent – auf einem Auge, dann kann es sein, dass ein Brechungsfehler vorliegt, also das Auge einen anatomischen Baufehler hat.
Ein zu langer Augapfel: Kurzsichtigkeit
In diesem Fall schaue ich mir die Messwerte der Untersuchung mit dem Autorefraktor an. Dieses Gerät misst orientierend mit Infrarotlicht, ob ein Patient weit- oder kurzsichtig ist. Kurzsichtigkeit entsteht durch einen zu lang gewachsenen Augapfel. Dann bündeln sich die Lichtstrahlen, die durch die Pupille einfallen, nicht exakt auf der Netzhaut, sondern davor und es entsteht ein unscharfes Bild im Gehirn.
Ob jemand kurz- oder weitsichtig ist, kann ich aus den von den Seglern gemessenen Plusoptixwerten ablesen. Zusätzlich könnte noch eine Hornhautverkrümmung vorliegen, was die Sehleistung auch beeinträchtigt. Auch diese Werte kann ich den Messungen entnehmen.
Anhand der Testergebnisse des Autorefraktors kann ich also ablesen, in welcher Stärke das Kind eine Brille braucht. Diese Werte sind wichtig für den Optiker, der die Brillen dann herstellt.
Die ersten Brillen sind bereits auf dem Weg
Diese Methode hat nicht die Genauigkeit der Messungen, wie wir sie in unserer Praxis durchführen können. Aber es ist besser so zu messen, als die Kinder unversorgt zu lassen. Schließlich kommen die Segler in Regionen, in die noch nie ein Augenarzt oder eine Orthoptistin einen Fuß gesetzt haben.
Wir sind sehr froh, dass wir dank der Unterstützung der Segler die Kinder, die einen Sehfehler haben und schlecht sehen, versorgen können. Nur so ist für sie eine gute Entwicklung und erfolgreiches Lernen möglich. Die ersten Brillen sind schon angefertigt und auf dem Weg zu den entlegenen Pazifikinseln.“
Über Orthoptistinnen
Wenig bekannt, aber ziemlich wichtig
Dank dieses medizinischen Fachberufs der Augenheilkunde lernen Kinder und Erwachsene mit Augenerkrankungen besser sehen. Orthoptisten sind in der Vorsorge, Untersuchung und Behandlung von Sehschwächen und -störungen tätig. Zum Beispiel, wenn Patienten schielen, Doppelbilder sehen, ein Augenzittern oder eine Schwachsichtigkeit haben. Dabei arbeiten sie eng mit Augenärzten, aber auch mit Optikern und Kinderärzten zusammen.
Orthoptisten prüfen das Sehvermögen, die Augenstellung und die Zusammenarbeit der Augen und behandeln diese entsprechend. Die Rehabilitation von Patienten mit Sehstörungen, etwa nach einem Schlaganfall, gehören ebenso zu ihren Aufgaben wie die Versorgung von Kindern und Jugendlichen mit Entwicklungsauffälligkeiten.
Zur Zeit gibt es etwa 2350 Orthoptisten in Deutschland. Nur wenige davon sind Männer, weswegen man allgemein von Orthoptistinnen spricht. Sie arbeiten in Augenarztpraxen oder spezialisierten Augenkliniken für Neuroophthalomologie und Schielbehandlung, in Rehakliniken oder bei Kinderärzten. Mehr Infos gibt es beim Berufsverband der Orthoptistinnen Deutschlands e. V. (BOD).
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